Eine der wichtigsten Fragen beim Heizkörperkauf lautet: Wie groß (mit welcher Heizleistung) muss mein Modell sein, damit ein Raum wirklich warm wird? Ein zu kleiner Heizkörper läuft dauerhaft auf Hochtouren und verbraucht zu viel Energie, während ein überdimensionierter Heizkörper unnötig teuer ist. Mit einer zuverlässigen Formel und Verständnis der Einflussfaktoren können Sie Ihren Wärmebedarf realistisch einschätzen.
1. Die vereinfachte Faustformel
Für eine erste grobe Abschätzung eignet sich folgende Formel:
Raumfläche (m²) × spezifische Heizlast (Watt pro m²) = benötigte Heizleistung (Watt)
Diese Methode wird oft als “Überschlagsrechnung” genutzt, wenn keine detaillierten Daten über Dämmung, Fenster oder Gebäudehülle vorliegen.
2. Wahl der Heizlast pro m² (nach Baujahr / Dämmung)
Der entscheidende Faktor ist, wie viel Wärmeverlust Ihr Gebäude hat. Hier einige Richtwerte:
| Gebäudetyp / Dämmstandard | Richtwert Heizlast / m² |
|---|---|
| Neubau / Niedrigenergiehaus | 50 – 60 W/m² |
| Normaler Neubau | 70 – 80 W/m² |
| Gebäude 1983–1994 | 90 – 110 W/m² |
| Altbau / schlecht gedämmt | 120 – 150 W/m² |
3. Beispielrechnung
Angenommen, Sie haben ein 12 m² großes Badezimmer in einem Haus von 1990:
- Auswahl eines Richtwerts: z. B. 100 W/m² (für diesen Gebäudetyp passend)
- Mit Badezimmeraufschlag: 100 W × 1,25 = 125 W/m²
- Berechnung Gesamtleistung: 12 m² × 125 W/m² = 1.500 W
Sie benötigen also Heizkörper – oder eine Kombination – mit insgesamt mindestens 1.500 Watt.
4. Detaillierte Heizlastberechnung (DIN EN 12831)
Wer genauer planen will, verwendet die normgerechte Heizlastberechnung. Dabei werden alle Wärmeverluste systematisch erfasst.
Die Heizlast eines Raumes setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Transmissionswärmeverlust, Lüftungswärmeverlust und – in manchen Grafiken – eine Zusatzaufheizleistung.
a) Transmissionswärmeverluste
Hiermit ist gemeint, wie viel Wärme durch Wände, Dach, Boden, Fenster und Türen verloren geht. Wichtig sind die Flächen dieser Bauteile und der sogenannte U-Wert (W/m²·K), also wie gut sie isolieren.
Formel (vereinfacht): Fläche × U-Wert × Temperaturdifferenz (Innen minus Außen) = Transmissionsverlust in W.
b) Lüftungswärmeverluste
Diese Verluste entstehen durch den Austausch von warmer Innenluft mit kalter Außenluft, z. B. beim Lüften oder Undichtigkeiten. Berechnet wird das über Volumenstrom, Luftwärmekapazität und Temperaturdifferenz.
c) Zusatzaufheizleistung
Ein Zuschlag, um kurzfristige Aufheizphasen oder Temperaturspitzen zu decken. Oft in Normberechnungen berücksichtigt.
Die Summe dieser drei Komponenten ergibt die nötige Heizleistung in Watt für Ihren Raum.
5. Einflussfaktoren, die häufig übersehen werden
- Außenwandflächen & Ausrichtung: Räume mit vielen Außenwänden oder Fensterfronten verlieren schneller Wärme.
- Fenster & Verglasung: Große Fensterflächen mit schlechtem Wärmeschutz lassen mehr Wärme entweichen.
- Deckenhöhe und Raumvolumen: Höhere Räume benötigen mehr Energie, weil mehr Luft zu temperieren ist.
- Wärmebrücken & Undichtigkeiten: Ecken, Anschlüsse oder schlecht gedämmte Bauteile erzeugen zusätzliche Verluste. :contentReference[oaicite:8]{index=8}
- Lüftungsverhalten: Häufiges Lüften (besonders in Altbauten) erhöht die Lüftungsverluste.
- Gewünschte Raumtemperatur: Je höher die Solltemperatur, desto größer die Differenz zur Außentemperatur und damit höher der Wärmebedarf.
6. Welcher Ansatz passt zu Ihnen?
Für den schnellen Überblick und eine Grundplanung reicht oft die vereinfachte Formel (Schritte 1–3). Für exakte Planung, insbesondere bei modernem Wohnstandard, energetischer Sanierung oder Heizungsplanung, ist die detaillierte Methode nach DIN empfehlenswert.
Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie die Heizlast von einem Fachbetrieb berechnen. Fehler bei der Dimensionierung können Komforteinbußen und höhere Betriebskosten zur Folge haben.

